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- Veröffentlicht: Dienstag, 12. Juli 2016 09:46
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Schottland und Shetland 2016 - Reisebericht
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17.6.16 - Hotelsuche
Nach einem problemlosen Flug in einem eng gestuhlten Edelweiss-Flieger, einer umständlichen Autoübernahme bei Hertz und einer Regenfahrt auf der linken Strassenseite in einem viel zu grossen Auto (Ford Mondeo mit Schnickschnack) suchen wir Unterkunft bei Seahouses. Das erweist sich aber als gar nicht einfach: Es ist Freitagnachmittag, und offenbar ist die Gegend ein beliebter Ort für das Wochenende. Die Hotels sind alle ausgebucht, und das Tourist-Office hat bereits geschlossen, so dass wir aufs Geratwohlhin eine Unterkunft suchen. Ein Hotel sieht wie ein Stundenhotel aus, es hat zum Glück auch keinen Platz. An einer Landstrasse sehen wir die Anschrift Accomodation und fahren hin. Ein Bauernhof mit viel herum liegendem Ramsch. Ein Engländer in Tarnhosen ist dort, muss erst die Schuhe anziehen. Nein, er hätte auch keinen Platz, erwarte noch eine Gruppe. Aber er ist sehr hilfsbereit und telefoniert dem Black Swan, und die hätten noch ein Zimmer. Nach einem grossen Dankeschön für die Hilfsbereitschaft geht es auf der engen Strasse nach Belford.
17. – 20.6.16 - Black Swan, Belford
Wir stellen uns an der Bar als die beiden angekündigten Swiss Men vor, die Chefin zeigt uns das Zimmer. Wir machen beide grosse Augen, denn der Raum ist sehr klein mit einem schmalen Doppelbett. Nach einer kurzen Überlegensphase mit dem Ende, dass Stefan am Boden schläft, nehmen wir das Zimmer.
In der Bar herrscht eine gute lockere Atmosphäre mit freundlichem Personal, die Chefin tätowiert, am Oberarm eine Eule (sie verrät uns, am Oberschenkel noch einen Eisvogel zu haben, doch den bekommen wir natürlich nicht zu Gesicht). Im Lokal zwei sympathische Hunde und abends immer viele Leute die auf ein Bier vorbei kommen. Das Frühstück am ersten Morgen ist übertrieben mit 2 grossen Würsten, Spiegelei, 2 Kartoffelpuffer, Blutwurst, Tomate und Toast, alles frittiert und fettig sowie eine Schale Bohnen. Den grossen Rest packt uns die Chefin zum Mittagessen ein, wo wir auch nicht alles essen.
Tags darauf ist die Portion schon etwas kleiner, aber noch immer üppig. Erst am dritten Morgen stimmt die Menge: eine halbe Wurst, ein Ei und Bohnen und Toast. Zum Mittagessen macht sie uns Sandwich, ganz gut mit Schinken und Käse, notabene gratis.
Am zweiten Abend ist Konzert mit einem Musiker aus Lindisfarne, Gitarre und Gesang, viel zu laut, vor allem wenn er noch das elekronische Bassschlagzeug einsetzt. Ich stopfe mir die Ohren mit einer zerrissenen Serviette, und verschwinde in der Pause ins Bett im oberen Stock. Stefan kommt etwas später hoch und vergisst zu schliessen, was Folgen hat. Irgendwann nach Mitternacht geht die Tür auf und ein lallender Brite steht unter dem Türrahmen. Weshalb er hier ist, bleibt uns und wahrscheinlich auch ihm ein Geheimnis. Jedenfalls schafft er es nicht, sich nach Zureden von Stefan zurückzuziehen. Als ich im Halbschlaf realisiere, wie die Situation ist, bin ich schlagartig wach, springe aus dem Bett, schreite zur Tür und knurre ihn an: YOU GO OUT NOW!! Gleichzeitig schiebe ich die Tür gegen den ungebetenen Gast, so dass er zurückweichen muss, weit genug, dass die Tür ins Schloss fällt und ich den Schlüssel drehen kann. Es dauert lange, bis der Puls wieder unten ist.
18.6.16 – St. Abbs Head
Zum Einstieg in die Welt der Klippenvögel ist St. Abbs Head sehr geeignet. Macht man den etwa 9 km langen Rundgang vom Zentrumsparkplatz aus, finden sich immer wieder sehr schöne Gelegenheiten, um den vielen Trottellummen, den Tordalken, den Dreizehenmöwen und den Eissturmvögeln zuzuschauen. Auf dem Meer fliegen die Bassrock-Tölpel. Landschaftlich ist St. Abbs Head sehr reizvoll, zum Fotografieren gibt es nicht viele günstige Standorte, und wo es solche hat, geht es gleich daneben grauslich weit und steil hinunter.
Am eindrücklichsten ist die Szenerie beim Leuchtturm, wohin man auch mit dem Auto fahren kann, es kostet gleich viel wie das Parkieren beim Zentrum, und man muss eine Abschrankung öffnen und dann wieder schliessen, dort auch zahlen. Und das dürfen auch not-disabled Leute.
19.6.16 – Farne Islands
Geplant und reserviert waren 2 Tage Farne Island, mit zwei Mal je zwei Stunden Aufenthalt auf Innerfarne und auf Staple Island. Der starke Wind machte einen dicken Strich durch die Rechnung: am ersten Tag Fuhr gar kein Schiff, und am zweiten Tag wurde Staple Island nur umrundet, dafür dauerte der Aufenthalt auf Inner Farne drei Stunden.
Inner Farne ist wie immer: empfangen wird man zuerst von Rangers, dann von den Küstenseeschwalben, die alle Junge haben, teilweise direkt neben dem Gehweg, und entsprechend aggressiv ihre Brut verteidigen.
Die Papageitaucher sind sehr aktiv und bringen ihren Jungen Sandaale. Wenn sie nicht sofort in der Höhle damit verschwinden, schmarotzen die Silbermöwen, die auf das feine Essen warten. An den Klippen brüten Trottellummen, Tordalke, Dreizehenmöwen und Krähenscharben. Im Zentrum der Insel brüten die Brandseeschwalben.
Rosenseeschwalben brüten offenbar nicht auf Inner Farne, aber in der Gegend des Bootsanlegers kann ich nach einem Tipp eines Rangers kurz vor der Rückfahrt eine ausmachen.
Für das Fotografieren am attraktivsten sind die rasant anfliegenden Papageitaucher sowie die Küstenseeschwalben, diese sind allerdings ziemlich schwierig, denn die Jungvögel sind meistens in Deckung oder es ist aufgrund von Dauerangriffen unmöglich, die Kamera in Stellung zu bringen.
Das Auge der Krähenscharbe lichtete ich mit dem Makrobjektiv ab, ebenso die attackierenden Küstenseeschwalben. Gegen Ende des Aufenthalts begann es zu nieseln, und auf der Rückfahrt spritzte mehrmals Wasser auf das Schiff.
20.6.16 - North Berwick
Am zweiten Tag in Seahouses hatte Stefan eine Uferschwalbenkolonie entdeckt, welche ich vor der Fahrt nach North Berwick nochmals besuchte. Sie setzten sich nicht so schön hin wie ich das erhofft hatte, trotzdem gab es die bisher besten Uferschwalbenfotos.
Für die Fahrt rund um den Bassrock möchten wir eigentlich mit der Sula2 fahren, dem Schiff, das ich schon von früher kenne mit dem klassischen Seebär als Kapitän. Um 13 Uhr reinigt ein Mitarbeiter schon mal das Schiff. Auf Nachfrage ob heute gefahren wird, meint er, das entscheide der Kapitän. Der ist noch nirgends, taucht aber etwa um 13.15 auf. Er weiss es noch nicht. Jetzt sind wir im Clinch, denn fahren wollen wir unbedingt und das Schiff vom Seabird Centre geht eine halbe Stunde vor der Sula. Der Seebär meint, wenn wir sicher sein wollten, sollten wir mit denen fahren. Also gehen wir dort für ein Ticket anstehen, es hat aber nur noch einen Platz frei. Stefan nimmt den und ich schaue mal ob es doch noch einen freien Platz gibt. Den gibt es tatsächlich, und so muss ich schweren Herzens auf die Sula verzichten (sie wäre übrigens tatsächlich auch gefahren und hätte den Vorteil gehabt, keine Metallstangen am Schiffrand zu haben). Aber auch der Katamaran hatte Vorteile: gute Sitze, sehr schnelle Fahrt zu den Inseln und drum ganz anständig Zeit bei den Inseln. Auch wenn das Erlebnis nicht an die früheren Landungen mit Aufenthalt auf dem Bassrock herankommt: eindrücklich sind die 150'000 Basstölpel so oder so.
Am Strand suchte eine Heringsmöwe Essensreste, und die Basstölpel flogen nahe des Hafens vorbei.
Zum Nachtessen gab es einen halben Hummer – gar nicht schlecht, einfach etwas umständlich zu essen.
21.6.16 - Flug nach Sumburgh
Der findet in einer Propellermaschine statt, die etwa 40 Sitzplätze hat und unangenehm laut ist und vibriert.
Am Flughafen in Sumburgh steht einer mit Tafel und meinem Namen darauf, er fährt uns zur Autovermietung Bolt, wo die Übernahme sehr speditiv und unkompliziert verläuft, nicht wie in Edinburgh wo zuerst die Reservation nicht gefunden wurde und tausend Dinge geklärt werden mussten.
Wir fuhren gleich los und schauten bei Frau Solbrekke, der Landlady von 2009 vorbei (ohne langes Suchen gefunden). Bei ihr war aber nur für Mittwoch und Donnerstag frei, was wir reservierten. nun brauchten wir noch Unterkunft für sofort, dazu mussten wir nach Lerwick fahren, denn sonst war alles voll. In der Tourist Office wurden wir geholfen und logierten im Grand Hotel im dritten Stock, für 61 £ inklusive gutes Frühstück.
22.6.16 - Noss
Am Mittwoch ging es nach Noss, die Fähre nach Bressay kostete 17.30£. Beim Warten aufs Übersetzen mit dem Gummiboot sahen wir weit weg einen Otter im Wasser schwimmen. Die Überfahrt mit dem Schlauchboot war gewöhnungsbedürftig, jedenfalls wusste ich nicht, wie die Schwimmweste anziehen, der glitschige Untergrund war für das Einsteigen ins Gummiboot eine Herausforderung.
Jedoch lohnte sich Noss. Ausser Bekassine und Alpenstrandläufer sahen wir alles was überhaupt möglich ist, als beste Art das letzte brütende Paar Schmarotzerraubmöwen, bestehend aus beiden Morphen. Mit dem Gryllteist konnte auch eine Targetart sehr schön fotografiert werden.
An einem Hügel wurde ich von zwei Skuas attackiert, obwohl ich schön brav auf dem Weg war. Das macht also schon Eindruck, wenn die im Tiefflug auf einen zukommen, und wenn es ein Paar ist, weiss man nie von welcher Seite der Angriff erfolgt.
Rund um die Insel ist es ein rechter Tippel von etwa 10 km mit einiger Höhendifferenz.
Die Zetlandicus-Rasse vom Zaunkönig kam häufig bei den Steinmäuerchen entlang der Klippen vor.
Auf der Rückfahrt durch Bressay krönten zwei Sterntaucher und 2 rufende Goldregenpfeifer den bis anhin erfolgreichen Tag, und es sollte ja nochmals spannend werden.
22./23.6.16 - Mousa bei Nacht
Zurück auf der Südinsel übernahmen wir das Zimmer und machten uns dann auf die Suche nach einem Nachtessen. Es gibt nur 3 Möglichkeiten: nach Lerwick 15 Meilen oder zum Spiggie-Hotel 10 Meilen oder ins Sumburghhotel 12 Meilen. Wir versuchten Spiggie, aber da muss man vorbestellen, also blieb das Sumburghhotel, wo wir dann ganz gut assen.
Um 21.20 Uhr hatten wir gegessen und bezahlt, also blieb Zeit für eine Erkundungsfahrt zum Sumburgh Head, aber nur eine kurze, denn wir wollten eine halbe Stunde zu früh in Sandwick am Anleger sein. Gesagt getan, um 22.00 Uhr waren wir beim Bootsanleger in Sandwick - aber nicht etwa als Erste. Viele Menschen waren schon eingestiegen. Wir zeigten unsere Reservation, was den Geld einziehenden Chef aber kaum interessierte. Kaum waren wir an Bord, fuhr das Schiff 20 Minuten zu früh los. Glücklicherweise waren wir eine halbe Stunde zu früh! Später stellte sich dann heraus, dass sie an diesem Abend zwei Mal fuhren, das zweite Mal wie angekündigt um 22.30 Uhr.
Das Erlebnis ist einmalig: Auf dem Weg zum Broch hört man in Steinmäuerchen bereits vereinzelt das anhaltende Knurren der Sturmschwalben. Auch am Broch singen schon einzelne, während die Besucher über eine ausgetretene schmalstufige Treppe im Inneren des Gemäuers aufsteigen und von oben die Rundsicht geniessen können. Wieder unten muss man sich die Zeit vertreiben, denn das Flugfestival beginnt erst kurz vor der dunkelsten Zeit, also gegen 12. Zunächst entdeckt man nur einzelne Sturmschwalben die um den Turm fliegen, dann werden es immer mehr. In atemberaubendem Tempo jagen sie um Turm und Besucherköpfe, landen am Turm und schlüpfen in Windeseile in die schmalen Schlupflöcher.
Etwa um 1 Uhr nachts geht es zurück zum Boot, das uns wieder nach Sandwick bringt. Zum Glück ist unser B&B sehr nah.
23.6.16 – südliches Mainland: Spiggie, Sumburgh Head, Virkie
Nach einer kurzen Nacht und einem späten Morgenessen um 9 Uhr klappern wir zunächst Loch Spiggie ab, es ist aber kaum ein Vogel zu finden. Dasselbe gilt für Virkie, wo es eigentlich Limikolen haben sollte, aber dafür ist es wohl noch etwas zu früh im Jahr, und die Gezeiten spielen auch noch eine Rolle. Am Nachmittag fuhren wir nach Sumburgh Head. Trotz intensiven Seawatchings machten uns Wale und Delphine keine Freude. Bei schönstem Sonnenschein konnten wir viele Papageitaucher und Eissturmvögel beobachten. Im Café gab es guten (!) Kaffee und Kuchen, denn Zeit hatten wir noch längstens, und das Licht konnte nur noch besser werden – dachte ich. Doch es sollte anders kommen. Ich begab mich zum geplanten Fotoplätzchen, wo fliegende Eissturmvögel und Papageitaucher bei der Höhle warteten. Etwa um 16 Uhr war ich dort, die Vögel etwas desinteressiert ebenfalls – sie waren noch in der Mittagspause. Und dann geschah das Unerwartete: Nebelschwaden zogen auf, zunächst nur leichte, dann aber immer dichtere, und um 17 Uhr stand ich in dichtem Nebel, so dicht, dass auf dem nahen Flughafen der Flugbetrieb eingestellt werden musste.
Das Nachtessen nahmen wir wieder im Sumburgh-Hotel ein, wobei unsere Bestellung verloren ging und wir erst nach Nachfragen mit dem Znacht bedient wurden. Dafür übernahm das Hotel alle unsere Getränke des Abends. Die Fahrt nach Sandwick ins B&B fand bei weiterhin dichtem Nebel statt.
24.6.16 - Dreiräderschotte
Heute fuhren wir vom Mainland nach Unst, und der Nebel hielt sich auch heute hartnäckig, zumindest bis in den Norden vom Mainland. Kurz vor Toft lichtete er sich, es blieb aber sehr bewölkt.
Bei der Fahrt hinauf verpassten wir eine Fähre um lumpige 2 Minuten und richteten uns auf längeres Warten ein. Das Schiff tauchte bald auf und das Personal machte seine wohlverdiente Pause. Etwa eine Viertelstunde vor Abfahrt hörten wir ein Martinshorn und eine Ambulanz fuhr mit Blaulicht zum Anleger und sogleich auf die Fähre, was dazu führte, dass die noch wartenden Fahrzeuge in aller Eile aufs Schiff gewunken wurden und die Fähre sofort ausserfahrplanmässig losfuhr.
Beim Warten auf die Fähre bei Toft trafen wir einen Schotten aus Inverness an. Sein Range Rover war bis auf den letzten Raum vollgestopft mit Karsumpel aller Art, und im Anhänger dürfte es ähnlich ausgesehen haben. Links am Anhänger fehlte das zweite Rad und das verbliebene hatte nicht mehr viel Luft (typischer sparender Schotte?). Er erzählte uns, dass er nach Unst umziehe, er habe eine Arbeit in der Maintenance (Unterhalt) im Hotel Saxa Vord. Und dort trafen wir ihn auch wieder an: Als wir uns bei der Rezeption meldeten, sass er beim General Manager, der ihn dann auch sofort beauftragte, uns unser Appartment zu zeigen. Später trafen wir ihn dann auch noch als Servierhilfe und als Aushilfs-Barmann an.
24.6.16 - Cafe Final Checkout
Das! Warenhaus auf Unst ist in einem Gebäude neben Garage, Tankstelle und anderen hässlichen Bauten zu finden (60.7694795,-0.8339666,648). Es ist ein echter Tante Emma-Laden, denn hier findet man alles, von der Lüsterklemme bis zur gesalzenen Butter, Souvenirs und dem Schlüsselservice. Im Vorraum befindet sich das Cafe, wo es ab 8.30 Uhr Frühstück gibt.
Brot gibt es auch, allerdings ist dieses Gestell oft leer, und natürlich handelt es sich nicht wirklich um Brot, sondern um Toastscheiben in 3 Qualitäten.
A propos finden: Weiss man nicht, dass sich der Laden hier befindet, fährt man achtlos daran vorbei.
Abends fuhren wir noch zum nördlichsten Haus in Grossbritannien, nach Skaw. Es war leicht neblig, wir sahen Skua und Schmarotzerraubmöwe, und auf einer Seitenstrasse ein Paar Grosse Brachvögel, die aufgeregt waren, also ein Junges in der Nähe hatten. Trotz sehr dürftigen Lichts gab es schöne Fotos, allerdings nur von den Altvögeln.
25.6.16 - Hermaness
Immerhin regnete es nicht, als wir bei Hermaness parkten. Wir machten uns an den Aufstieg, denn wir wollten die Rundwanderung machen, und ich freute mich schon auf die brütenden Alpenstrandläufer. Bei der Abzweigung gab es dann die erste Enttäuschung: Der Weg rechts schräg durch den Hang zum höchsten Punkt war gesperrt. So nahmen wir halt die Route mit den Kunststoff-Bohlen. Auch hier flogen überall Bonxies, von weitem hörte man den Ruf der Alpenstrandläufer, Feldlerchen sangen und eine Bekassine meckerte. Je höher wir stiegen, desto tiefer sank der Nebel, und zuoberst sahen wir die Papageitaucher nur noch durch einen Nebelschleier. Ich entschied mich, wieder abzusteigen. Ans Fotografieren war nicht mehr zu denken, denn die aus dem Nebel austretenden Wassertropfen setzten sich auch auf der Linse fest. Immerhin sah ich noch zwei Alpenstrandläufer nahe des Weges, wo ich 3 Tage später dann noch fotografieren konnte.
25.6.16 - Tea-Room in Haroldswick
Wir nehmen Platz um einen Kaffee zu trinken. Eine grossgewachsene Serviceangestellte steuert auf unseren Tisch zu und fragt mit tiefer Männerstimme, was wir wünschen. Etwas irritiert bestellen wir, und schauen uns die Person genauer an: lackierte Zehen, Damenschuhe mit hohem Absatz, Leggins, geblümtes kurzärmeliges Kleid, tätowierte kräftige Oberarme, Ohrringe und lange allerdings strähnige Haare. Er bewegt sich bewusst Hüften schwingend und im Takt der Musik (Swing). Mit den Gästen geht er locker und freundlich um, und es macht den Anschein als nähme niemand seinen Aufzug wahr. Er scheint bei den Gästen bekannt zu sein und seinen Auftritt zu geniessen.
Auf Unst gibt es nicht viele Möglichkeiten zu essen, respektive einzukaufen. Das Tea-Room und das Final Checkout schliessen jeweils um 17 Uhr. So bleibt für das Nachtessen nur das Restaurant im Saxa Vord oder das Hotel Baltasound, wo wir allerdings nie waren. Ein weiteres Café befindet sich bei der PostOffice in Baltasound und in der Schoggifabrik bei Saxa Vord.
26.6.16 – Sterntaucher in Saxa Vord
Stefan wanderte nach Hermaness hoch, und ich legte einen Tag Auto-Pirsch ein. Zunächst fuhr ich viele Seitensträsschen, ohne grossen Erfolg, bis mich eine Bekassine auf einem Pfosten erlöste. Während sie ihr Ticke-Tick rief, liess sie mich recht nah herankommen und zeigte sich wunderbar.
Anschliessend fuhr ich zur Funkstation Saxa Vord hoch, wo auch wieder viele Feldlerchen sangen, aber nie in der Nähe des Autos landeten. Hier oben war eine Gruppe nicht verpaarter Bonxies sehr aktiv. Sie spielten Macho, bauten sich vor anderen auf, um sich Respekt zu verschaffen. Um bessere Sicht zu bekommen fuhr ich einen nicht geteerten Feldweg hinein, vorbei an frisch gestochenem Torf und platzierte das Auto nahe eines Lochs, mit guter Sicht auf die am häufigsten benutzen Rauferei-Plätze. Da entdeckte ich zwei Enten auf dem Loch. Mit dem Feldstecher konnte ich sehen, dass das keineswegs Enten waren, sondern zwei junge Sterntaucher, noch voll im Dunenkleid. Die wollte ich natürlich nicht durch das Auto direkt neben dem Loch stören. Also setzte ich rückwärts zurück und parkte etwa 200 Meter davon weg. Und nun kam – das einzige Mal auf dieser Reise – die Tarnkleidung zum Zuge. Dergestalt verkleidet schlich ich mich erneut zum See und setzte mich nahe des Wassers vor eine kleine Erhöhung, um nicht als Silhouette wahrgenommen zu werden. Nun konnte ich Bonxies fotografieren. Die beiden dunenjungen Sterntaucher tauchten immer wieder ab, kamen gelegentlich einigermassen nahe, blieben aber immer im Unschärfebereich über dem leicht flimmernden Wasser. Einmal interessierte sich ein Bonxie für die beiden, und das bewog mich doch, kurz aufzustehen, bis die Raubmöwe wieder weg war. Still sitzend wartete ich sehr lange, bis ein Altvogel mit Futter auftauchte. Das ging extrem schnell, ohne Vorankündigung. Die Landung sah ich nicht einmal, denn ich war abgelenkt von sofort verschwindenden Bonxies. Der Altvogel lag ganz flach auf dem Wasser, den Kopf unter der Wasseroberfläche. Würgte er Nahrung für die Jungen hervor? Ich weiss es nicht, denn ich sah die Jungen nie Nahrung aufnehmen. Der Altvogel blieb jetzt bei den Jungen, flügelte gelegentlich und schwamm langsam herum. Mich hatte er wahrscheinlich gar nicht bemerkt, denn einmal kam er mit seinen Jungen im Schlepptau ziemlich nahe. Wäre das Ganze am Vormittag geschehen, hätte ich sogar gutes Licht gehabt. So blieb es beim wunderbaren Erlebnis mit ein paar netten Schnappschüssen.
27.6.16 – Fetlar
Shetland heisst immer auch Fähren fahren. Dabei ist man gut beraten, sich den Fahrplan zu organisieren, sofern man ihn lesen kann, denn er ist ziemlich kompliziert. Für Fetlar muss zwingend reserviert werden, am besten am Tag vorher, und für uns erledigte der Hotelmanager diesen Job.
In der Erinnerung war Fetlar die ultimative ornithologische Destination – aber nur in der Erinnerung. Zwar war das Wetter nach nächtlichem Regen recht gut, die Artenvielfalt hielt sich aber in Grenzen. Beim Loch Funzie parkten wir auf dem offiziellen Parkplatz. Entlang von Loch Funzie suchten wir vergeblich nach Sterntauchern und nach Odinshühnchen. Der Besuch des Hides von Funzie war kurz, weil sich nichts zeigte. Auf dem Rückweg bemerkten wir zwei Orni-Fotografen auf die sich am Ufer befindlichen Steine fokussieren. Das weckte natürlich Interesse und bald entpuppten sich drei der Steine als Odinshühnchen. Auf dem Bauch kroch ich durch Schafkegel nahe heran und hatte so eine gute Perspektive, allerdings stimmten weder Licht noch Distanz wirklich. Langsam zog ich mich zurück und pirschte mich hinter den Fotografen näher heran. Von hier aus war die Distanz besser. Noch zwei Mal wechselte ich den Platz leicht und konnte so ganz nette Fotos machen, sogar eines mit zwei scharf abgebildeten Tieren. Als die Odinshühnchen den Kopf unter die Flügel steckten, wusste ich: Jetzt ist die Session vorbei. Die beiden Entdecker waren übrigens ein Ehepaar aus Frankreich.
Während sich Stefan zu Fuss umschaute, fuhr ich viele Seitensträsschen, fand aber ausser einem Sandregenpfeifer und einem Rotschenkel auf der Insel-Hauptstrasse nichts Fotografierbares.
Eine grosse Enttäuschung waren die Regenbrachvögel. Wir sahen gerade mal einen, weit weg.
28.6.16 – Otter – Saxa Vord – Skaw – Hermaness
Frühmorgens um Viertel vor Sechs gehe ich in Haroldswick ans felsige Ufer , denn hier soll es Otter haben. Ich gehe und suche und schaue mir die Augen aus: Seehund, Austernfischer, Rotschenkel und Stare sind das einzige. Leicht frustriert - denn es wurde von zwei Familien gesprochen - beginne ich abzufahren, da entdecke ich etwas auf einem grossen Stein mit Seetang drauf. Feldstecher hoch, mein Herz hüpft vor Freude. Ich schnappe mir die Kamera und pirsche an. Der Otter ist aber auch nicht blöd, merkt bald was da geht und verzieht sich ins Wasser. Immerhin habe ich ein paar nette Shots im Kasten.
Nach einem Frühstück im Final Checkout genossen wir den prächtigen Tag. Stefan ging den ganzen Tag nach Hermaness, ich erst am Nachmittag. Am Vormittag versuchte ich nochmals die Sterntaucher, nur war bereits ein Fotografenauto dort, wo ich hätte hinsitzen wollen, also liess ich es bleiben, und fuhr nochmals zu den Brachvögeln vom ersten Unst-Tag bei Skaw. Die Brachvögel hatten ihre Jungen abgezügelt und fehlten, dafür machte ein Austernfischer Show und eine Schmarotzerraubmöwe flog schön im Licht.
Anschliessend ass ich in der Saxa Vord-Ausstellung, wo auch Schokolade fabriziert wird, ein grosses Stück Schokoladekuchen, um anschliessend nach Hermaness zu fahren. Während des Aufstiegs traf ich einen einheimischen Guide / Fotografen, der meine Fragen nach Temminck und Goldregenpfeifer bereitwillig beantwortete: Den Temminck braucht man gar nicht zu suchen, und der Goldregenpfeifer ist unter anderem in Saxa Vord zu finden, was wir am späten Abend auch noch taten.
Auf Hermaness knipste ich ein wenig Basstölpel, und auf dem Rückweg einen Alpenstrandläufer, allerdings nicht im idealen Licht.
29.6.16 – von Unst nach Sumburgh
Nach dem gestrigen Prachtstag regnet es heute – das ideale Wetter um zu reisen. Zuerst räumen wir noch unser Häuschen auf – viel gibt das nicht zu tun ausser in der Küche die Flächen abzuwischen. Im Süden von Unst sehen wir nochmals zwei Sterntaucher, dann geht es ab auf die Fähre. Yell, also die mittlere Insel, durchqueren wir ziemlich schnell. Ganz knapp erreichten wir die Fähre aufs Mainland- sie wollten bereits das Tor schliessen, öffneten dann aber nochmals und quetschten drei PWs rein. Hier entdecke ich einen Harbour Porpoise, der drei Mal seine Finne zeigt. Bei Tingwell verlassen wir die Hauptstrasse und besuchen noch eine Lachmöwenkolonie, leider regnet es weiterhin.
In Sumburgh checken wir im Hotel ein und machen ein bisschen Siesta. Ich fahre noch zum Pool von Virkie, wo es aber auch diesmal nichts hat, und dann zum Sumburgh Head. Hier sind die Papageitaucher sehr aktiv, und ich übe mal wieder mit Flugfotos, sowohl von den kleinen Clowns als auch von den Eissturmvögeln.
30.6.16 – nicht Mousa, dafür Noness
Nach einer Morgenfahrt ans Loch of Spiggie (wo es einen Kranich hatte) und dem Beobachten der Seehunde fahren wir zum Anleger für die Fahrt nach Mousa, die um 13 Uhr stattfinden sollte. Sollte, denn an der Türe ist ein Zettel angeklebt: No Ferry today due to technical problems. Schade, wir hatten uns darauf gefreut. Zuerst gab es einen Frust-Spaziergang dem Ufer entlang, ohne Nennenswertes. Stefan wusste von einem unbekannten NSG bei Noness, also ganz in der Nähe, wohin wir fuhren. Ich hatte keine Lust, meine Kamera spazieren zu führen, und blieb beim Auto, während Stefan einen Rundgang machte. Nach einiger Zeit rief er mich an, es hätte schöne Schmarotzerraubmöwen. Die lockten mich dann auch. Ein Paar schien dort zu brüten, war aber erst gestört, als ich mich offensichtlich in die Nähe des Nestes befand. Einer der beiden Vögel, die helle Morphe, begann jedenfalls zu verleiten, was mich veranlasste, mich wieder zurückzuziehen und die beiden in Ruhe zu lassen.
Auf dem Rückweg zum Auto konnte ich noch „Federgeistchen“ (Küstenseeschwalben) fotografieren, die auch dort brüteten und sich gestört fühlten, obwohl der Abstand zur Kolonie gut 100 Meter betrug.
Den Rest des Nachmittages verbrachten wir nochmals bei Sumburgh Head, doch gab es an diesem Tag wenig geeignete Situationen. Das letzte brauchbare Foto war ein wegfliegender Papageitaucher.
1.7.16 – Frankfurt
Morgens um 6.15 Uhr frühstückten wir, beluden dann das Auto und fuhren die kurze Strecke zum Flughafen, wo wir irgendwo auf dem Hauptparkplatz parkten, die Schlüssel auf die Sonnenblende legten und dann eincheckten (Die Autofirma Bolt sammelt dann dort ihre Fahrzeuge wieder ein.).
Der Flug nach EDI war wie der Hinflug etwas laut und alles ein bisschen niedrig und eng, aber na ja. In Edinburgh hatten wir viel Zeit, was aber für das Einchecken dringend nötig war, denn das ging ja so was von schleppend vor sich. Die Sicherheitskontrolle war dann wieder zügig. Schwieriger wurde es beim Gate, wo wir einzusteigen hatten. Das wurde innerhalb von 15 Minuten zwei Mal gewechselt, und man musste selber drauf kommen.
Der Lufthansa-Flieger kam einiges verspätet an, und startete dann noch verzögerter, weil der Pilot sein Abflugfenster verpasste und dann nochmals eines anfordern musste. Diese Verzögerung blieb bis Frankfurt bestehen. Hier hätten wir einen ziemlich knappen Anschlussflug gehabt, und jetzt war er noch knapper. Wir hetzten den Anschriften „Anschlussflüge“ nach, und waren dann doch plötzlich zuerst bei der Passkontrolle und mussten erneut durch die Sicherheitskontrolle, wobei ich vor lauter Hetzen prompt vergass, das Portemonnaie aus der Hosentasche zu nehmen, was zu einer Leibesvisitation führte, und der Rucksack mit dem Kameramaterial wurde natürlich auch noch genau angeschaut.
Wir hetzten weiter, die Abflugzeit kam näher und näher, und das Gate war das allerhinterste, das überhaupt möglich war. Wir konnten das nie schaffen. Stefan rannte, und ich versuchte schnell zu gehen, war aber bereits völlig ausser Puste. Es waren gut und gerne 2 km vom Ankunftsgate zum Abflugsgate, das innerhalb von 20 Minuten. Mit der verlorenen Zeit bei der Sicherheitskontrolle unmöglich.
Das Gate war denn auch bereits geschlossen, der Flieger weg. Wir sollten zum Lufthansa-Service gehen, wurden wir beschieden. Der Weg dorthin war auch knapp 10 Minuten. Immerhin konnte die erstbeste Auskunftsperson nachschauen und uns sagen, dass wir bereits umgebucht seien auf einen späteren Flug. An einem dieser tollen Self-Check-In-Automaten mussten wir die alte Bordkarte einscannen und bekamen tatsächlich sogleich eine neue ausgedruckt, inklusive 5 Euro-Gutschein für ein Getränk.
Sehr viel Zeit hatten wir gar nicht mehr vorig, und mit 10 Euro für zwei Personen Essen und Trinken organisieren (wir hatten keine Euro, nur Brexit-Pfund) war auch nicht so einfach. Eine sehr freundliche Standverkäuferin gab uns dann 2 Cola, einen Hot-Dog und eine Bretzel, wobei sie uns 70 Cent schenkte.
Wenigstens hatten wir Zeit, ein bisschen dem Flugbetrieb auf dem Flughafen zuzuschauen.
Der Flug nach Zürich war dann ein 30-minütiger Hüpfer, und sogar unser Gepäck war umgebucht worden.