Drei Zwerge auf Helgoland (8.-14.10.25)

Nach sieben Jahren besuchten wir wieder einmal die Nordseeinsel. Auf der Hinreise hatte der ICE in Hamburg nur 50 Minuten Verspätung, was, wie wir auf der Rückreise lernten, sehr komfortabel ist. Dafür war das mit dem Schiff ein Derby. Erst am Fährhafen erfuhren wir, dass die MS Helgoland einen Defekt hat und nicht fuhr. Wir wurden auf den Katamaran umgebucht, der fuhr aber ab alte Liebe, und so gab es einen Waffenlauf mit dem Gepäck. Im überfüllten Fahrgastraum fanden wir noch ganz knapp einen Platz und kamen so gut auf der Insel an (nicht wie einige andere Passagiere, denen der Seegang bereits zu rauh war). Wir bezogen ein schönes Zimmer mit Meerblick in der Insulaner Dependance und machten uns auf eine erste Erkundungstour.

Die Fotos dieser Helgolandreise sind hier.

Die ersten Tage hatte es nicht so viele Vögel wie gewohnt: kaum Drosseln, auch sonst wenig. Dafür solche, die Ornithologenherzen höher schlagen lassen: Zwergammer, Zwergschnäpper, Zwergschnepfe

Auf der Düne gab es gute Fotosituationen. Steinschmätzer, Schneeammer, Meerstrandläufer und andere zeigten kaum Scheu, eine Schneeammer spazierte etwa einen Meter an mir vorbei.

Solche Naherlebnisse begeistern immer wieder, und es sollte noch ein weiteres dazu kommen: Am 13. Oktober fand ein Masseneinflug von Wintergoldhähnchen statt. Ihr einziges Ziel war Nahrung, und sie liessen jegliche Vorsicht vermissen, landeten auch mal auf dem Staiv oder dem Fotorucksack. Einige sahen erbärmlich aus (Bild unten), erholten sich aber sehr schnell und futterten dann wild drauflos.

Insgesamt wurden mehrere Gelbbrauenlaubsänger gemeldet. Am Golfteich auf den Dünen zeigte sich einer, aber nicht so, wie man es sich wünschen würde, sondern nur ganz kurz und hinter Geäst.

Die Heimfahrt am Mittwoch ist erzählenswert. Wir hatten den ICE ab Hamburg um 14.26 gebucht. Um in Hamburg noch Zeit für einen kleinen Imbiss zu haben, fuhren wir schon um 11 Uhr ab Cuxhaven - zum Glück, denn der ursprünglich geplante um 12 erreichte Hamburg nicht, er fiel aus. Etwa um 14 Uhr begaben wir uns zum Gleis, wo unser Zug fahren sollte. Auf dem Perron standen die Leute dicht gedrängt, und die Anzeigetafel zeigte einen Zug nach München an, dessen Türen aber geschlossen blieben. Bald wurde klar, warum: die Lautsprecherdurchsage nannte eine Stellwerkstörung und bat um Entschuldigung. Es tat sich nichts. Der Leute wurden mehr, Züge fuhren keine. Der Zug nach Zürich wurde zunächst um 30 Minuten, dann nochmals um weitere 30 Minuten, später dann um 50 Minuten verspätet angegeben. Die Beamten auf dem Perron wussten auch nicht so genau, was los ist, ob überhaupt irgend ein Zug fährt. Das Chaos war grandios. Wir standen uns die Beine in den Bauch, irgendwann einmal, es war schon fast 5 Uhr, entschieden wir uns, mit dem Lokalzug nach Harburg zu fahren, und dort weiter zu schauen. Der Lokalzug war total überfüllt. In Harburg studierten wir den Online-Fahrplan: in 1.5 Stuncden sollte ein ICE nach Stuttgart fahren. Wir vewrpflegten uns noch in einer Bäckerei, die aber bald schloss und fanden ein Plätzchen auf einer Bank, nicht für lange, denn es sollte ein Zug fahren. Auf dem Bahnsteig Menschentrauben vor dem Zug nach Stuttgart, als ein zweiter Zug nach Süden einführ, wälzte sich die Menschtraube dorthin. Wir speedeten so schnell wie mit Gepäck möglich an die Spitze des einen Zuges, denn dort hatte es nicht so viele Leute, stiegen ein, und fanden tatsächlich noch zwei Sitzplätze. Im Online-Fahrplan suchten wir einen Umsteigeort für eine Fahrt nach Zürich - und fanden eine: Frankfurt Flughafen, dort sollte der Zug von Amsterdam nach Basel auch anhalten. Etwa um 12.00 stiegen wir dort aus und machten uns auf eine etwa 2-stündige Wartezeit bereit. Wir checkten die Abfahrtstafel und: stellten fest, dass der von uns gewählte Zug in dieser Nacht nicht hier hält, sondern in Frankfurt selbst. Also mussten wir dorthin kommen. Das war auch nicht so ein Problem, denn etwa um 12.30 war ein Zug angesagt. Wir warteten auf dem entsprechenden Perron, die Anzeigetafel blieb ruhig, und in etwa 5 Minuten sollte dann der Zug kommen. Die Durchsage  verstanden wir aus akustischen Gründen nicht wirklich, aber andere Passagiere waren sich des Knisterns und Krosens offenbar besser gewohnt: Gleiswechsel. Also die Rolltreppe etewa zwei Stockwerke hinauf, beim anderen Gleis dasselbe wieder hinunter, der Zug war schon abfahrtsbereit, also einfach hinein, wie andere Fahrgäste. Die Information im Bahnhof Frankfurt wusste immerhin, dass wir zum Warten in den McDonalds müssten, der hätte bis 3 Uhr offen. Wo wir auch hingingen, eine Cola kauften und - wie auch andere Bahnreisende - warteten. Um halb drei war dann Schluss, wer sass wurde rausgeschmissen. Immerhin: nur noch 15 Minuten bis zur offiziellen Abfahrt des Zuges, der auch recht pünktlich eintraf. Wir stiegen im ersten Wagen ein, und hatten viel Platz bis Zürich, wo wir um 8.10 Uhr eintrafen, statt um 22.00 am Tag vorher. Ein kleines Detail: Auf unserer Bahnreise wurden wir nie kontrolliert, ausser bei der Fahrt von Basel nach Zürich.